Freitag, 15. Mai 2009

Kimberley hoch zwei

Das heute war ein Wahnsinns Erlebnis. Ich hatte einen Flug mit Bootsfahrt zu den „Horizontal Waterfalls“ in den Kimberley gebucht. Es ging früh um 6 mit Sonnenaufgang vom Airport Broome in die Luft (pick up im Resort um 5:30, Wecker um 4:45...) mit knapp 90 minütigem Flug in die Küstenregion nördlich des King Sound, zur Talbot Bay. Dort gibt es zwei Meeresarme / Fjorde, die nur durch schmale Felsengen mit der größeren Meeresbucht verbunden sind. Die eine Enge ist ca. 40 breit, die zweite, hintere bloß 15 m. Der Tidenhub beträgt normal zwischen 8 und 10 m; das viele Wasser strömt also viermal am Tag durch diese engen Felsenspalten hinein und heraus. Da das nicht so schnell geht, ergibt sich mit dem starken Sog des Hubs ein sog. horizontaler Wasserfall, „horizontal waterfall“, ein Naturschauspiel, dass es meines Wissens nur hier in Westaustralien zu erleben gibt, und das in der ohnehin schon einmaligen Wildnis der Kimberley.


Alles war perfekt organisiert. Das Flugboot landete in der äußeren Bay, wir stiegen ins Jetstream-Boot um, und dann ging die Post ab: auf die Felsspalten zu, und wasseraufwärts hindurch! Die zweite Spalte war so eng, dass die Durchfahrt erst etwas später bei nachlassendem Druck möglich war. Grandios! Dazwischen wurde auf einem weiteren Boot Frühstück serviert, während wir die inneren Buchten entlang fuhren und die einmalige Bergwelt dieser Küstenregion bestaunen konnten: Faltengebirge in Australien, das war für mich etwas ganz Neues; die Faltungen sind auch fast halb so alt wie die Erde insgesamt, nämlich ca. 2 Mrd. Jahre, als der australische Kontinent noch mit dem indischen Kontinent (damals noch nicht Subkontinent!) kollidierte. Außerdem gab es eine faszinierende Tierwelt gratis: Delfine, Haie, große Salzwasserkrokodile, alle in freier Wildbahn, die „stinger“ und „box jellies“ gar nicht mit gerechnet, also eine Meeresregion, wo man besser nicht baden sollte. Überhaupt sind die Kimberley zwar von einer atemberaubenden Schönheit, aber nicht ganz ungefährlich. Dass sie der Mensch (außer den Aboriginals) bisher gemieden hat, ist also nicht ganz zufällig. Unsere Tour wurde samt allem Support ausschließlich über Luft oder Wasser ohne jeden Landkontakt durchgeführt. Es gibt inzwischen recht exklusive kleine Kreuzfahrten über eine Woche in diese Region hinein. Auch dafür dienen die von uns besuchten Ponton - Stationen als Basis.

Danach flogen wir über das Buccaneer Archipel und dann immer der Kimberley - Küste entlang bis zum Cape Leveque, einem gerade noch mit dem Auto erreichbaren Ort (auch Wikipedia wird geradezu dürftig...). Der Rest ist Wildnis, eine der letzten „frontiers“, die es auf der Welt gibt. Außer mit Schiff oder Flugzeug kommt man dort in den hohen Kimberley nirgendwo hin. Weiter ging dann der Flug der Küste entlang wieder auf Broome zu, wo wir den Cable Beach nun einmal von oben zu sehen bekamen. Es war insgesamt alles ein unbeschreiblich schönes und einmaliges Erlebnis; die reichlichen Fotos (auf Vorschaubild klicken oder direkt in meinem Picasa Webalbum) geben davon einen Eindruck wieder. In all den Highlights noch ein weiteres absolutes Highlight. Ich bin sehr froh, diese nicht ganz billige Tour gemacht zu haben. Wie es mir dabei geht? Irgendwie sonderlich. Mir ist bewusst, dass ich etwas ganz Außerordentliches erlebe, und doch geht es vonstatten wie sonst etwas ganz Normales. So ist auch mein Gefühl dabei: Ganz cool und relaxed (Westaustralia like), und doch unglaublich erfüllt und angespannt angesichts all dieser ungeahnten neuen Erlebnisse und Erfahrungen. - Nach der Rückkehr mittags bin ich aufs Bett gefallen und habe eine Stunde geschlafen, vielleicht eine ganz natürliche Schutzreaktion für Körper und Seele.

Morgen geht es nun weiter Richtung Osten nach Fitzroy Crossing am Fluss selben Namens. Mal sehen, ob er nach dem Ende der “wet season“ noch Wasser führt. Sonntag fahre ich dann eine längere Strecke nordöstlich bis nach Kununurra. Dort gibt es dann mit den Bungle Bungles und dem 4WD-Ausflug zur El Questro Station wieder einiges Neue von den Kimberley zu sehen. Ob es dort allerdings brauchbares Internet gibt, wage ich zu bezweifeln; das wird wohl erst wieder in Darwin gut sein, also nicht wundern, wenn es in den nächsten Tagen im Blog und Webalbum etwas ruhiger wird. Schaut euch einfach die bisherigen Fotos noch einmal an! Ich selber kann die Fülle der Erlebnisse ja kaum begreifen... Heute Abend habe ich noch einmal ein ausgezeichnetes Dinner hier im Resort gehabt, mit allem Drum und Dran. Das Auto ist durchgecheckt und vollgetankt, morgen früh geht es dann auf den letzten Teil der langen Fahrt durch Australiens Westen.

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