Montag, 25. Mai 2009

Am "Top End"


Samstag, 23.05. - Eine Liebeserklärung -
Die Katherine Gorge war schon klasse, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, mit dem Boot da durch zu fahren, anders kann man sie auch gar nicht erreichen. Ich habe sie zum zweiten Mal gesehen, aber vor 5 Jahren war ich noch am Ende der „wet season“ dort, und damals war der Wasserstand ca. 10 m höher, da sieht natürlich alles ganz anders aus. Die gewaltigen Katarakte gab es jetzt nicht, dafür eine umso gewaltigere Gorge: 10 m tiefer gelegt. Zur höchsten Zeit der „wet season“ liegt der Wasserstand 12 – 15 m, manchmal auch mehr, darüber. Wo jetzt hohe Felsen aus dem Wasser ragen, waren damals wilde Stromschnellen, also eine völlig andere Gorge. Das ist aber typisch für das „top end“ Australiens (so wird die Gegend hier genannt), dass die Landschaft in der „dry“ oder der „wet season“ eben völlig anders aussieht. Das gilt ebenso für den Kakadu NP oder den Litchfield NP wie für das Land und die Nordküste insgesamt. Ein bisschen was davon habe ich ja damals im März gesehen und sehe es jetzt Ende Mai ganz anders wieder. Schon interessant! Die Bilder von der Katherine Gorge folgen gleich, es sind wieder sehr gute darunter.

Ja, die große Westaustralien - Fahrt neigt sich dem Ende zu; ich bin ja schon nicht mehr in WA, sondern im NT, dem Northern Territory. Dies ist kein eigener Staat wie alle anderen Länder Australiens, sondern direkt von Canberra verwaltet; immerhin haben die 200 000 Einwohner des NT aber ein eigenes Parlament und möchten ein Bundesstaat werden. Heute bei der Autofahrt von Katherine zum Lake Bennett wurde mir schon deutlich bewusst, dass dies die letzte 'längere' Strecke von 240 km war, die ich selber in Australien „going north“ fahren würde, denn am Montag sind es dann nur noch 120 km bis Darwin, eine gute Stunde. Der Kilometerzähler meines Holden Astra zeigt jetzt schon rund 6.500 km gefahrene Strecke seit Perth an; dazu kommen noch 650 km, die ich mit dem 4WD gefahren bin. Es werden also mehr als 7.000 km sein, die ich im westlichen Australien tatsächlich gefahren bin; mit vielleicht 5.000 km hatte ich gerechnet... die Kilometer bei den Touren in die NP's hinein, die ich nicht selbst gefahren bin, mal ganz beiseite gelassen (geschätzt und überschlagen auch noch einmal ca. 1.000 km). Daran erkennt man auch, wie groß und weit Australien ist; 100 km sind im Westen gar nichts, also etwas ganz Nahes, so wie bei uns 10 km. Ja, das passt als Vergleich recht gut. Noch liegt der schöne Litchfield Park vor mir („ein bisschen etwas von ganz Nord-Australien“, so die eigene Werbung), aber es ist ein Abschiednehmen von diesem bezaubernden Land. Ich freue mich darauf und werde ihn umso mehr genießen, ebenso wie dies wundervolle Resort hier am Lake Bennett, was mit „wilderness“ aber nur noch recht wenig zu tun hat, wenn ich es mit den Kimberley und El Questro vergleiche. Vor fünf Jahren kam mir Darwin und das südlich folgende Gebiet über Katherine bis Alice Springs als purer Outback vor; jetzt kann ich nur müde lächeln und mich über die intensive Zivilisation und die Menge der Touristen wundern, die hier mit ihren Trailern und Vans herum fahren. Echt Stress ist das...

Outback gibt es wirklich nur noch abseits der großen befestigten Straßen (z.B. die „Canning Stock“ Route) im westlichen Zentrum und eben in den Kimberley. Ein kleines bisschen davon habe ich noch erhascht, bevor auch dieses verschwinden wird. Mehr und mehr Straßen auf den großen Touristenrouten werden asphaltiert, weil der Tourismus es erfordert (und ich es ihm danke!) und weil die Unterhaltung asphaltierter Straßen bei höherem Verkehrsaufkommen einfach billiger ist als die „graveled roads“, die Naturstraßen, die natürlich auch gepflegt werden müssen. Immer mehr Gebiete werden für den Tourismus erschlossen, und es sind Traumregionen, die da auf Besucher warten. Nur „offroad“ wird immer noch ein Stück Wildnis bleiben, denke ich, zumindest noch für viele Jahrzehnte. Wieviel sich hier im wachsenden Australien in welch kurzer Zeit ändert, das habe ich allein im Vergleich zu meiner Reise vor 5 Jahren erleben können, da liegen bisweilen Welten zwischen. Das betrifft unter anderem auch Darwin, dessen „skyline“ jetzt schon von mir in Prospekten bewundert werden kann - ich werde sie ja bald selber sehen -, was ich noch als ziemlich flache Stadt kenne ohne Hochhäuser. Darwin ist eine der Boomregionen im NT, unglaublich.

So wie ich aber jetzt noch den Westen Australiens kennen gelernt habe, ist er wunderschön, bezaubernd, beeindruckend und einfach sehr liebenswert: die Menschen und die Landschaften. Wie unterschiedlich sind Coral Bay und El Questro, und doch teilen beide Orte den typisch westaustralischen Charme eines wohl auch gelegentlich noch wilden, aber meist einfach wunderschönen und einen selber mit Großartigkeit, Lockerheit und Freundlichkeit überwältigenden Landes. Das gilt auch für den kleinen Teil des Northern Territory, den ich nun am Ende bereise. Die Vielfalt der Eindrücke, die bei mir zurück und haften bleiben, ist schier unglaublich: Von den Blüten des Nambung über die Ehrfurcht gebietenden Whalesharks bis zu den geheimnisvollen Schluchten des Karijini und der Kimberley – es ist ein kaum zu fassendes Panorama einzigartiger Welten und ihrer Menschen, die sich ebenfalls ändern, die ich aber eben „heute“ gesehen und deren Gemeinschaft ich geteilt habe, - dass ich erleben durfte, wie diese Welt jetzt noch ist. Ich bin deswegen überglücklich.

Gut, dass ich noch ein bisschen was vor mir habe auf dieser großen Reise: Zuerst noch hier in Australien, dann auf Hawaii zum Ausklang. Die Rückkehr nach Deutschland jetzt sofort wäre schon recht heftig. Ich glaube, ich habe das bei der Planung ganz gut hin gekriegt.



Sonntag, 24.05.
Im Litchfield NP war es wirklich klasse: ein bisschen was von allem im Aussie-Land: Flüsse, Gorges (kleine), viele Wasserfälle und Pools, Regenwald, Busch, Trockenwald, alles en miniature vertreten. Insofern war dieser kleine, aber feine und wirklich wunderschöne Nationalpark der ideale Abschluss meiner Reise durch so viele Naturschönheiten und -wunder. Ich habe es genossen, obwohl dort heute am Sonntag viel los war: Der Litchfield liegt ja nur eine gute Autostunde von Darwin entfernt. Besonders schön war das Baden in den Pools der kleinen Flüsse, die sich über viele kleine und große Wasserfälle ins weite Land ergießen. Im Florence Creek (River?) habe ich sogar eine Badestelle (= Stromschnellen und Pool, siehe Fotos) ganz für mich gehabt – nein, nicht wieder nackig, das machte schon das Pärchen eine Badestelle weiter unten. Ich bin viel gewandert und habe alle möglichen und erlaubten Tracks, insgesamt fast 10 km, meist felsig bergauf – bergab bewandert. Mittags waren es 34°, ich merkte das erst, als ich tatsächlich „flüssig“ schwitzte. Umso schöner war die Abkühlung im Fluss und dann wieder hier im Resort im Lake Bennett. Mich hat auch kein Süsswasser - Krokodil („freshy“) gebissen, obwohl es davon draußen im Nationalpark und hier im See eine ganze Reihe gibt; gesehen habe ich leider keines. Sie sind sehr scheu und und fliehen vor den Menschen; aggressiv werden sie nur, wenn man sie ärgert oder sie sich angegriffen fühlen. Ganz anders die viel größeren Salzwasser- Krokodile, die „alles fressen“, was fressbar scheint (Autoreifen, Angelruten, Menschen; man weiß das so genau, weil man es in ihren Mägen findet, wenn eines geschossen wurde) und ihr Revier sehr aggressiv verteidigen. Es wird hier sehr genau beobachtet, ob sich „Salties“ in der wet season vielleicht bis hierher hinauf vorarbeiten. Dafür gibt es extra Krokodilfallen und Köder, und in den NP's auch eine regelmäßige Beobachtung aus der Luft mit Helikoptern. Salties sind geschützt, was mittlerweile hier in Australien, speziell im NT, umstritten ist. Fakt bleibt, wie mir ein Ranger sagte, dass es weltweit nur 5000 – 6000 Salzwasserkrokodile gibt und darum eine Erhöhung der Zahl für ihren Bestand wichtig ist. Klar, das sehen hier im betroffenen Landesteil nicht alle so.

Ich kann auch nur sagen, dass ich mich im „wilden Westen“ Australiens mit den meisten giftigen Schlangen- und Spinnenarten weltweit ebenso sicher gefühlt habe wie meinetwegen im Sauerland. Spinnennetze sieht man, und Schlangen sind äußerst scheu; morgens kann man sie, weil es Wechselblütler sind, auf warmen exponierten Felsen und Steinen vermuten. In der Frühe gilt in der freien Natur also immer: „watch your step“. Nachdem mir heute Morgen auf einem der einsameren walking trails eine Horde von Jugendlichen samt Ranger begegnet ist, habe ich allerdings nicht weiter auf Schlangen geachtet. Vor deren Lärm und Trampelei nimmt jede Schlange reißaus... Also gilt hier wie überall: Interessantere Tiere muss man eher vorsichtig suchen als dass sie einen selber besuchen. Für „ants“ (Ameisen) gilt das nicht. Die kommen hier in den Tropen sofort, wenn sie auch nur einen Hauch von Lebensmitteln „riechen“. Die Regel ist also: Alles Essbare gut verschlossen und im Kühlschrank halten und keinesfalls im Zimmer verzehren, sondern nur draußen vor der Tür auf der üblichen Terrasse, und natürlich keine Abfälle im Zimmer lassen! Gestern habe ich den Fehler gemacht, mir vorsichtig ein altes Brötchen auf (!) dem Kühlschrank mit meiner restlichen Butter zu schmieren – keine 10 Minuten später war da eine Ameisenstraße. Habe alles mühsam sauber geputzt; danach war wieder Ruhe. So, never do like this.

Ach ja: Mein Reserve „Frühstücksbuffett“, die Tasche im Auto, habe ich hier nun auch wieder aufgelöst, sprich entsorgt. In Darwin gebe ich das Auto zurück. Dann gilt wieder: Nur mitnehmen, was man tragen kann. Der nächste Flieger wartet bald auf mich ...

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