Montag, 4. Mai 2009

Fleischliches


Fahrtag, wenn auch nicht allzu weit, nach Carnarvon, ca. 350 km, zur Gascoyne Region. Man kann hier wirklich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h annehmen: Man darf 110 km/h höchstens fahren, da es aber ganz selten Anlässe gibt, die Geschwindigkeit zu drosseln (zu überholende trailor), kommt die hohe Durchschnittsgeschwindigeit zustande. Es gibt keine Berge, nur leichte Steigungen gelegentlich; es gibt keine Kurven, sondern gelegentlich nur weit angelegte Richtungsänderungen; es gibt keine Ortschaften. Wirklich keine. Da fährt man 350 km und da gibt es nur ab und an alle 150 – 200 km ein Roadhouse, also eine Tank- und Raststätte. Sonst nichts. Wirklich nichts. Weites Land. Nicht einmal Amerika kennt solche Weiten, wie es sie im zentralen und westlichen Australien gibt. Ab und an (wie heute) stelle ich mal ein Foto aus „Fahrersicht“ (die kleine Lumix machts möglich) ins Webalbum, aber diese Aussichten müsst ihr euch für Stunden wenig wechselnd vorstellen. Jedenfalls war das heute so. Der Reiseführer machte schon auf eine langweilige Fahrstrecke aufmerksam. Aber auch Weite fasziniert!

Langweilig stimmt übrigens nicht ganz. Es gab immer mal Abwechslungsreiches zu beobachten, ok, ich gebe zu: nicht von der schönsten Art. Ich meine die „Fleischbank“ neben der Straße. Es gab einen längeren Abschnitt durch noch recht üppiges Buschland (später wurde es karger), da waren die Seitenstreifen und auch bisweilen die Fahrbahn mit Tierkadavern regelrecht gepflastert. Zuweilen lag frischer Verwesungsgeruch über der Straße, wenn es in der Nacht „Frischfleisch“ gegeben hatte. Meist waren die Opfer Känguruhs, aber auch wilde Ziegen. Man konnte sie in allen Phasen der Vergänglichkeit sehen: Nur noch Knochenreste, durch die Sonne getrocknete Fell- und Knochenhaufen („Mumien“), frische Kadaver, an denen die Raben kräftig pickten und zerrten, und noch unversehrte frische Tierleichen, die eben erst von Vögeln inspiziert wurden. Alle Innereien wurden von den Rabenvögeln offenbar restlos ausgeweidet; was übrig blieb, waren eben die Fell- und Knochenreste, die die Sonne mit der Zeit verbrannte. Ein hoher Tribut des Highways, der offenbar vor allem von den Roadtrains verursacht wird, die auch nachts mit hoher Geschwindigkeit über den Hwy. brettern. Was denen vor die Ramme kommt, kann nicht überleben. Immer wieder erstaunlich fand ich, wie genau Raben die Geschwindigkeit sich schnell nähernder Autos abschätzen können: Sie fliegen immer von den Kadavern auf dem Asphalt rechtzeitig weg; ich habe keinen einzigen toten Vogel gesehen, dafür umso mehr lebende Raben. Dieses reichliche Frischfleisch neben der Chaussee kann offenbar ganze Rabenkolonien ernähren. - Beobachtungen am Rande der Straße!

Radioempfang gibt es unterwegs auch kaum, höchstens einen Sender, dessen Masten man entlang des Hwys sehen kann. Neben dem Hwy verläuft ohnehin oft eine zweite Spur: das Energie- und Kommunikationskabel, meist in Aussi schon als Glasfaser. Darum ist Internet bisher überall als Breitband verfügbar, toll. Auch die Energieversorgung ist überall top. Der moderne Mensch hat seine Spuren sehr deutlich gelegt im Outback. Ob sie allerdings auch so beständig sind und so lange halten wie die Spuren (Felsmalereien) der Aboriginals, ist eine andere Frage. Ich habe mich mit einigen CDs eingedeckt. Die gibt es hier sinnvollerweise an den Tankstellen.

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