Samstag, 2. Mai 2009

Spuren der Vergangenheit


Eine Fahrt durch eine immer mehr dem Outback gleichende Landschaft ist schon eine besondere Sache. Mich fasziniert die Weite und scheinbare Eintönigkeit, die doch beim näheren Hinsehen voller Vielfalt insbesondere der Flora ist; die Fauna sehe ich natürlich beim Durchfahren weniger, abgesehen von den häufigen Emu-Gruppen, die auf den Parkplätzen nach Fressbarem suchen. Ich liebe diese karge und doch reiche Landschaft, sie schlägt mich wieder voll in ihren Bann. Wenn dann noch wie bei der Zufahrt zur Shark Bay ab und zu der Ozean blau dazwischen blinkt, dann ist das Glück fast vollkommen.

Es gab wirklich viel zu sehen. Die Stromatolithen der Hamelin Bay sind zwar als solche auch noch nicht so alt, erst nach der letzten Eiszeit vor ca. 6000 Jahren entstanden, aber die Lebensform, die sie repräsentieren, Cyanobakerien, gehören zu dem Ältesten, was wir überhaupt an Lebewesen kennen. Sie haben erst den Sauerstoff in der Atmosphäre geschaffen, der dann Grundlage allen weiteren Lebens wurde. Diese Lebensform nun immer noch aktiv am Werk zu sehen (siehe die Bläschen!), das macht schon ganz eigene Gefühle, als ob man der Schöpfung direkt im Rückblick zuschauen würde. So ging es mir auch bei den roten Felsschluchten des Murchison, die immerhin eine Zeit zeigen, in der es noch keine Lebewesen unserer Art auf Erden gab. Über solche Steine läuft man nun... Die Ausblicke auf die Shark Bay sind großartig. Monkey Mia kann man allerdings vergessen, das ist nur ein großes Resort, das von der Attraktion der morgendlichen Delfin-Fütterung lebt; ich habs gesehen, mehr muss ich nicht sehen; Bilder davon zeige ich keine, lohnt sich nicht.

Interessant ist die Region als Weltkulturerbe wegen ihres besonderen Artenreichtums. Man hat vor der Halbinsel, auf der Denham liegt, einen Elektrozaun gezogen (siehe Fotos), der nicht-lokale Tierarten fernhält; die wilden Katzen, Füchse und Kaninchen wurden vor Jahren beseitigt. Seitdem werden hier bevorzugt diejenigen Beuteltiere wieder angesiedelt, die in Australien heimisch, aber schon fast ausgestorben waren. „Projekt Eden“ heißt das Ganze sinniger Weise. Davon werde ich morgen bei dem Tagesausflug in den Francois Peron NP sicher mehr erfahren, gilt er doch hier als das besondere Kleinod dieser Gegend, der allen Reichtum der Flora und Fauna der Shark Bay enthält. Und die Muschelbänke sind auch sehenswert! Ich habe heute in einem der wenigen existierenden Häuser (Old Pearler restaurant) gebaut aus Muschelstein zu Abend gegessen. 

Thema Wasser: Die ältesten Settler bohrten im 19. Jahrhundert so tief, bis sie in knapp 500 Meter Tiefe auf Wasser stießen: artesische Brunnen lieferten nun das Tiefengrundwasser, das weite Teile des australischen Kontinents erfüllt. Dieses Reservoir ist natürlich endlich, das haben die Australier auch rasch erkannt. Darum gibt es immer mehr Projekte zur Wasser-Rückgewinnung, so wurde es in Kalbarri im Hotel erklärt (Trennung von Trink- und Brauchwasser), aber auch wie hier in Denham Entsalzungsanlagen, die das Trinkwasser aus dem Meer liefern. Dazu gibt es hier im Resort einen eigenen Handzettel, der das erklärt und dazu auffordert: „Please use our water wisely!“ Wasser wird als wichtige Ressource ins Bewusstsein gerückt, in dieser trockenen Region ganz besonders, in der man schon immer kostbares Regenwasser in Zisternen sammelte (so die „stations“, also die Farmer).  Daher lebe ich hier auch im Bewusstsein dieser riesigen Vergangenheit genau mitten in der Gegenwart und bin jetzt für eine Zeit lang Teil dieser ganz besonderen und einzigartigen Welt.

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